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Edmond Hamilton

Geboren - 21.10.1904 Youngstown, Ohio
Gestorben - 01.02.1977 Kinsman, Ohio

Edmond Hamilton, der Autor der Captain-Future-Erzählungen, war ein "Vielschreiber"(1), der für eine Unmenge an Romanen und Kurzgeschichten verantwortlich zeichnete. Er war verheiratet mit der elf Jahre jüngeren Autorin Leigh Brackett, die selbst SF-Literatur und unter anderem auch Drehbücher für namhafte Filme schrieb (u.a. für "Star Wars II - The Empire Strikes Back").

Hamiltons Karriere als Schriftsteller begann in den 20er Jahren, nachdem er seinen Job bei der Pennsylvania Railroad Company verloren hatte. Inspiration holte er sich bei bekannten SF- und Fantasy-Autoren wie H. G. Wells, Edgar Rice Bourroughs, George Allan England oder auch Abraham Merritt (2).

Sein Erstlingswerk "The Monster God of Mamurth" wurde im August 1926 in dem Magazin "Weird Tales" veröffentlicht. Hamilton schaffte es tatsächlich, mit dem Schreiben seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und lieferte zahlreiche Geschichten auch für die SF-Magazine "Amazing Stories", "Thrilling Wonder Stories", "Startling Stories", "Wonder Stories", "Popular Detective", "Imagination SF", "Thrilling Detective", "Imaginative Tales", "Astounding Stories", "Thrilling Mystery", um nur einige zu nennen. Zwischen den zwanziger und vierziger Jahren hatte sich in den USA eine Vielzahl solcher Heftserien entwickelt, jedoch nur wenige überlebten die Papierknappheit zu Kriegsende.

Die Abenteuer des "Captain Future" entstanden Ende der dreißiger Jahre. Sie wurden anfangs in dem gleichnamigen Magazin veröffentlicht, später in der Heftserie "Startling Stories".
Neben "Captain Future" zählen Hamiltons Serie um die "Interstellar Patrol", der Zyklus "Kaldar, World of Antares" (nicht übersetzt) sowie die Romane "The Star Kings" (Herrscher im Weltraum) und "City at World's End" (SOS - die Erde erkaltet) zu seinen bekanntesten Werken.

Obwohl Hamilton u. a. Physik studiert hatte, ließ er wissenschaftliche Fakten bei der Entstehung seiner Erzählungen schon mal außer acht. Vor allem sein recht sorgloser Umgang mit der Atomtechnik stimmt, heute gesehen, ein wenig bedenklich... In den 40er Jahren galt Atomkraft jedoch uneingeschränkt als "Hoffungsträger". Darüber hinaus herrschte damals in weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung ein nahezu unbeugsamer Glaube an die Grenzenlosigkeit des technisch Machbaren vor (schließlich war man im Krieg, und Krieg beflügelte von je her die Entdeckungen), und diese Einstellung begegnet uns in fast allen SF-Romanen aus dieser Zeit - und selbst noch in "Star Trek - The Original Series". Es handelt sich halt um "Science Fiction", wissenschaftliche Fiktion, mit anderen Worten, um Erzählungen, in denen beschrieben wird, was mit Hilfe von Wissenschaft und Technik alles erreicht werden könnte.
So ganz genau nahm Hamilton es mit der Wissenschaft auch in seinen Captain-Future-Romanen nicht. Aber wir wollen ihn dafür nicht kritisieren - denn auch heute noch kann man bei etlichen Autoren lesen, dass ihre Protagonisten mit überlichtschnellen Raumschiffen im Weltraum unterwegs sind, obwohl seit Einstein bekannt ist, dass nichts schneller sein kann als Licht :-)

Die Meinungen über Hamilton und seine Erzählungen gehen auseinander – er selbst soll kurz vor seinem Tode gesagt haben, er sei froh, in die SF-Szene gekommen zu sein, als sich noch kein Mensch Gedanken über Qualität machte (1)... In der Tat war der Markt zur Hoch-Zeit der SF mit einer Unzahl an Comics und Magazinen überflutet, die nicht alle "hochwertigen" Inhalts waren, und Verleger wie Hugo Gernsback (Amazing Stories u. a.) legten allem Anschein nach eher Wert auf Pünktlichkeit der "Lieferung" denn auf die Qualität des betreffenden Inhalts. Hamiltons Bandbreite war jedoch größer, als viele dachten; sein Können ging weit über Romanserien und „Superman“ hinaus. Das bewies er unter anderem mit der Erzählung „What‘s It Like Out There“, die er erst 1952 veröffentlichte – geschrieben hatte er sie jedoch bereits in den dreißiger Jahren, nur war damals die Zeit einfach noch nicht reif für solch schonungslos realistische, ernste Texte.

Die Captain-Future-Romane deshalb als „Fehler“ zu deklarieren, wie dies James Gunn (3) tat, wird jedoch weder den CF-Erzählungen noch ihrem Autor gerecht. Der Markt forderte „Unterhaltungsliteratur“, und Hamilton schrieb zumindest damals in 1939 für den Markt; womöglich aus finanziellen Gründen. Er war allerdings sehr, sehr gut darin, und vielleicht hat gerade deshalb seine scheinbar bekannteste Figur, der rothaarige Captain, überlebt: Die aufwendig und fantasievoll ausgestattete Welten von epischem Format, in denen das pralle menschliche Leben mit all' seinen Facetten spielt – Gut und Böse, Liebe und Hass, Mord, Machtgier und Verrat, eben die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen, all’ das hat Hamilton meisterlich in Szene gesetzt. Immerhin war er mindestens genauso wie E. E. “Doc” Smith maßgeblich daran beteiligt, das Genre „Space Opera“ zu prägen und Science Fiction zu dem zu machen, was sie ist! Die Zusammenarbeit mit seiner Frau, Leigh Brackett (4), die für ihre authentischen, atmosphärisch dichten Settings bekannt war, hat ihn sicherlich beflügelt und übte einen nicht unerheblichen Einfluss auf seine Werke aus. Wie tiefgreifend dieser tatsächlich war und wie viel davon sich letztlich in "Captain Future" wiederfindet, lässt sich im Nachhinein jedoch leider nicht mehr feststellen. Schade. Wir hätten ihn gerne einmal getroffen, wenn das möglich gewesen wäre, doch Hamilton starb bereits 1977.
Die Umsetzung seiner Romane in eine Science-Fiction-Kultserie hat er somit nicht mehr erlebt.

  ⇒ Infos zum Konstruktionsprinzip der Romanfigur „Captain Future gibt es hier.

Quellen

  1. Heyne Lexikon der SF-Literatur
  2. Hardy Kettlitz, "Edmond Hamilton - Weltenzerstörer und Autor von Captain Future"
  3. Im Vorwort zu seinem Interview mit Hamilton und dessen Frau (Apr. 1976) sprach Gunn zumindest von einem "bad career move"; siehe hierzu die Link-Sektion, „Hamilton-Interview“
  4. Dave Truesdale, Paul McGuire III, "An Interview with Leigh Brackett & Edmond Hamilton", Reprint in Tangent Online von James Gunn und Jack Williamson