CF – Der Manga
And now for something different...
Im Februar 2025 ist jetzt der Captain-Future-Manga in einem an Toei angelehnten Design erschienen, der natürlich mit großen Hoffnungen von uns Fans herbeigesehnt worden war. Und um es gleich vorneweg zu nehmen – nein, es handelt sich nicht, wie im Verlagstext beworben und vielfach in den Sozialen Medien nachgeplappert, um ein „frisches Abenteuer“, das „CF wieder so aufleben lässt, wie wir ihn kennen“: Das Ergebnis ist weitaus ernüchternder. Erzählt wird eine verfremdete Version des „Herrschers von Megara“, und nur einige wenige Eckpunkte der eigentlichen Geschichte lassen sich noch wiedererkennen. Letztlich ist diese Umsetzung – im Gegensatz zur TV-Serie von Toei – inhaltlich sehr weit vom Original entfernt.
Die Veränderungen betreffen vor allem die Inhalte und die Charaktere, die teilweise von Romanen und TV-Serie stark abweichen: Vor allem Agentin Joan Landor verhält sich – ohne erkennbaren Grund – meisten so „angefressen“, wie ihr Gesichtsausdruck zeigt; anscheinend hat sie ein Problem mit CF, den sie für eine Art traumageplagten, von den Medien gehypten „Wissenschafts-Star“ hält. Sie bezeichnet ihn sogar explizit als „Ausgestoßenen“ (siehe Seite 26 oben), was sowohl dem Konzept der CF-Saga als auch dem Konstruktionsprinzip des Charakters „Future“ völlig widerspricht: Hier wird der Stoff systematisch umgekrempelt, und man fragt sich, warum. Auch die dramatische Szene kurz vor dem Schluss, direkt nach der Enttarnung des Herrschers von Megara und der Erkenntnis seiner wahren Identität, folgt dieser Umkehr des Ursprungskonzepts: Das dort Geschilderte läuft der Charakterisierung der Romanfigur „CF“ in der literarischen Vorlage ebenso komplett zuwider, und als Kenner der Pulps und der japanischen TV-Folgen schüttelt man spätestens an dieser Stelle verwundert den Kopf…
Solche Uminterpretationen sind seit einiger Zeit ja im Trend und ein Schicksal, das unser Lieblingscaptain z. B. mit dem „Mann aus Stahl“ teilt... Seufz. So etwas trifft halt stets die Besten.
Die Zeichnungen des Mangas sind durchgehend koloriert. Sie halten sich im Großen und Ganzen an den Toei-Stil, und auch wenn die Autoren einzelnen Charakteren schon ihren sehr eigenen Stempel aufdrücken, sind viele Darstellungen echt gelungen. Es sind, wie gesagt, die Inhalte, die Fragen aufwerfen: So ist z. B. auch die Ermordung der Eltern als Hauptaufhänger für Futures „Popularität“ in der Gegenwart nicht schlüssig, liegt das Ereignis doch immerhin schon über 20 Jahre zurück… In Kombination mit dem angedicheten Trauma wirkt das aufgesetzt, und der stete angespannte, streckenweise bemüht wirkende verbale Schlagabtausch zwischen Joan und CF macht das nicht besser. A-propos „besser“: Die beste Figur in diesem Manga macht die COMET, die wirklich hervorragend dargestellt ist und ansprechend modernisiert wurde. Endlich sieht man auch mal Details z. B. wie das Glühen der Außenhaut bei Eintritt die Atmosphäre des Planeten Megara, und an solchen Stellen spürt man, dass die „Macher“ des Mangas großen Spaß dabei hatten. Auch Grag, Otho und Simon überzeugen und wirken, was sehr angenehm ist, weitaus erwachsener als in der 80er-Jahre-Serie. Und dass die Story düsterer daherkommt als ihre Vorlage, ist ebenfalls ein Pluspunkt. Die Schwachstellen dagegen sind eindeutig Joan, die in ihrer kategorischen Ablehnung Futures alles andere als souverän wirkt (eine starke Persönlichkeit würde anders damit umgehen), sowie das Fehlen der „Geltung“ (bzw. Anerkennung) Futures aus den Originalromanen, die der Animé gekonnt umsetzt und die natürlich auch einen guten Teil der Faszination für diesen Charakter ausmacht: In Roman und TV-Serie ist dieser nämlich – ähnlich der Comic-Figur „Superman“, eine Art „oberste Instanz“, während die Manga-Version dagegen ihren Captain konsequent herunterskaliert und ihn damit zwangsläufig entzaubert. Schade.
Darum ist unser Eindruck auch „na ja, mal was GANZ anderes“ – doch mit der TV-Serie von Toei oder den Romanen Hamiltons hat das nicht mehr viel zu tun. Der Manga will anscheinend vor allem bisherigen Nicht-Fans gefallen (an sich ja eigentlich eine löbliche Absicht), und er fesselt und irritiert damit zugleich... Was das Konzept dieser Story betrifft, so ist dort noch sehr viel „Luft nach oben“. Anschauen lohnt sich aber trotzdem in jedem Falle – alleine schon um sich selbst ein Bild davon zu machen, denn bekanntlich sind die Geschmäcker ja verschieden: Einiges an „Action“ bietet die Geschichte durchaus schon, und wer genau DAS will, kommt sicherlich auf seine Kosten. Wer allerdings wie wir Wert auf Inhalte, Detailtreue und Nähe zum Original (auch zur TV-Serie) legt, könnte enttäuscht sein.
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